Zustandserfassung, Reinigung und Sanierung von Abwasserleitungen in der Ostschweiz – Technische Umsetzung im Bestand

Einführung

Abwasserleitungen in Gebäuden und öffentlichen Netzen unterliegen einer Vielzahl von Belastungen. Über Jahre hinweg können Materialermüdung, Ablagerungen oder Fremdwuchseintritt zur Minderung der Funktionalität führen. Um den Bestand dauerhaft zu erhalten und Schäden wirtschaftlich zu beheben, kommen zunehmend minimalinvasive Sanierungstechniken zum Einsatz. In der Ostschweiz werden solche Verfahren regelmäßig bei der Instandhaltung von Hausanschlussleitungen, gewerblichen Anlagen und industriellen Entwässerungssystemen angewendet.


Zustandserfassung und Diagnostik

Vor der Durchführung jeglicher Sanierungsmaßnahme steht die detaillierte Untersuchung der bestehenden Leitung. Dabei werden moderne Kamerasysteme verwendet, die hochauflösende Videoaufnahmen des Rohrinneren ermöglichen. Die gewonnenen Bilder dienen der präzisen Schadensklassifizierung, wie z. B.:

  • Längs- oder Querrisse

  • Deformationen

  • Rohrversätze

  • Wurzeleinwüchse

  • Fremdkörper oder Ablagerungen

  • Undichtigkeiten an Muffen oder Verbindungen

Anhand der Ergebnisse erfolgt eine ingenieurtechnische Bewertung mit Sanierungsempfehlung.


Reinigung der Rohrsysteme

Vor einer Sanierung muss die Leitung vollständig gereinigt werden. Dafür werden folgende mechanisch-hydraulische Verfahren eingesetzt:

  • Hochdruckspülung: Wasser wird mit hohem Druck durch Spezialdüsen eingebracht und löst Ablagerungen von den Rohrwänden.

  • Rotationswerkzeuge: Bei festen Inkrustationen oder Wurzeleinwuchs kommen rotierende Fräsköpfe zum Einsatz.

  • Saugfahrzeuge: Abgelöste Materialien werden abgesaugt und der Entsorgung zugeführt.

Die Reinigung dient nicht nur der Vorbereitung der Sanierung, sondern ist auch ein eigenständiger Wartungsschritt.


Auswahl des Sanierungsverfahrens

Die Wahl des passenden Verfahrens richtet sich nach dem Schadensbild, dem Leitungsverlauf, den örtlichen Gegebenheiten und dem Leitungsmaterial. In der Ostschweiz kommen vor allem folgende Technologien zum Einsatz:

Inliner-Verfahren

Ein flexibler Schlauch aus Nadelfilz oder Glasfaser wird mit Kunstharz getränkt und in das Rohr eingebracht. Anschließend erfolgt die Aushärtung durch UV-Licht oder Wärme. Das Ergebnis ist ein neues, tragfähiges Innenrohr mit hoher chemischer und mechanischer Beständigkeit.

Sprayliner-Verfahren

Eine spezielle Sprüheinheit trägt mehrere Lagen Harz an der Innenwand auf. Diese Technik eignet sich für kleinere Durchmesser und kurze Leitungslängen. Sie ist besonders materialschonend und kann punktuell angepasst werden.

Kurzliner und partielle Reparatur

Bei örtlich begrenzten Schäden wird eine getränkte Glasfasermanschette auf das betroffene Segment positioniert und durch Druck oder Luft expandiert. Nach dem Aushärten verbleibt eine feste Verstärkung im Rohr.


Dokumentation und Nachweisführung

Nach Abschluss der Sanierung wird der Zustand erneut durch Kamerabefahrung dokumentiert. Zusätzlich erfolgen Funktions- und Dichtheitsprüfungen gemäß den technischen Anforderungen. Die Ergebnisse werden in einem Prüfprotokoll festgehalten und dienen als Nachweis für Betreiber, Eigentümer oder Aufsichtsbehörden.


Regelmäßige Wartung als Schutzmaßnahme

Zur Sicherstellung der dauerhaften Funktionsfähigkeit ist eine turnusmäßige Instandhaltung unerlässlich. Diese umfasst:

  • Wiederkehrende Sichtkontrollen (optisch)

  • Reinigung bei Bedarf

  • Prüfung auf neue Einwüchse oder Ablagerungen

  • Überwachung technischer Schwachstellen

Durch vorbeugende Maßnahmen lassen sich kostenintensive Komplettsanierungen vermeiden.


Einsatzbereiche und Anwendungen

Die beschriebenen Verfahren werden in verschiedenen Bereichen eingesetzt:

  • Wohngebäude (Ein- und Mehrfamilienhäuser)

  • Öffentliche Liegenschaften

  • Gewerbliche Einrichtungen

  • Industrieanlagen mit Sonderleitungen

  • Entwässerungssysteme im Außenbereich

Unabhängig vom Einsatzort gelten dieselben technischen Grundsätze und Qualitätsanforderungen.


Fazit

Die Sanierung und Wartung von Abwasserleitungen ohne Aufgrabung stellt eine wirtschaftlich wie technisch sinnvolle Alternative zur vollständigen Erneuerung dar. In der Ostschweiz sind Verfahren wie Inliner, Sprayliner und partielle Reparatur mittlerweile etablierte Standardmethoden. Durch präzise Diagnostik, fachgerechte Reinigung und dokumentierte Ausführung können Entwässerungssysteme langfristig erhalten und deren Betriebssicherheit gewährleistet werden.

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